Der große Zauberer Oz

Der weite Weg bis zur Erfüllung eines Traums






16 Jun

Der Eselhändler

Montag, 16. Juni 2014, 23:54 Uhr

Eine Geschichte aus Tausendundeinem Tag
Für die, die bereit sind zu verstehen…

Ali war Eselhändler in Bagdad. Er hatte einen kleinen aber feinen Stall mit einem gemütlichen Verkaufsraum. Die Kunden kamen gerne zu ihm. Er war bekannt dafür, besonders kräftige und ausdauernde Esel zu verkaufen. Die Geschäfte liefen gut, auch wenn er nicht davon reich werden konnte. Aber es reichte zum Leben.
Ali hatte das Geschäft vor ein paar Jahren von seinem ehemaligen Arbeitsherren übernommen, nachdem dieser sich aus den Geschäften zurückgezogen hatte. Man erzählte, er habe sich mit dubiosen Machenschaften überhoben und musste schließlich seine Gläubiger auszahlen. Deswegen musste er auch die Eselzucht aufgeben. Bis dahin war das Eselgeschäft hervorragend gelaufen. Sie hatten große Mengen an Eseln verkauft und halb Bagdad war bei ihnen Kunde gewesen. Ali hatte damals die Gelegenheit genutzt, die Stallungen und die verbliebenen Esel zu übernehmen und nun selbst Eselzucht zu betreiben. Leider hatte der Wechsel zur Folge, dass der Großteil der Stammkundschaft zu anderen Esel- oder Pferdehändlern gewechselt war. Aber eine ganze Reihe von Kunden hielten ihm die Treue.

Ali liebte seine Esel. Aber mehr noch liebte er die Pferde. Er hatte begonnen, neben Eseln auch Pferde zu züchten. Zuerst nur nebenbei, aus reiner Liebhaberei. Aber viele seiner Kunden, die zu ihm kamen, um Esel zu kaufen, waren so beeindruckt von den schönen Tieren, dass sie am Ende mit einem Pferd, statt mit einem Esel heim gingen. Schließlich waren sie nur unwesentlich teurer. Ali war es recht. So baute er die Pferdezucht immer mehr aus, auch wenn es in Bagdad jede Menge anderer, hochangesehener Pferdehändler gab.

Eines Tages brach ein Sturm über Bagdad herein. Er verwüstete große Teile der Stadt und riss mancherorts ganze Häuser nieder. Alis Stallungen hatten ebenfalls einigen Schaden davon getragen, auch wenn er vergleichsweise glimpflich davongekommen war. Die meisten Schäden waren schnell ausgebessert. Wohnhaus, Laden und die Pferdeställe waren schnell in Ordnung gebracht. Nur das Dach des Eselstalls hatte es komplett fortgerissen. Die Tiere standen nun schutzlos unter der sengenden Sonne. Ali musste etwas unternehmen.

Ali hatte einen Schwager, der Zimmermann war. Er lud Tahir nachmittags zum Tee ein, um ihn bei dieser Gelegenheit zu bitten, das Dach seines Eselstalls zu reparieren.
„Du glaubst gar nicht, was in der Stadt los ist!“, antwortete dieser. „Überall hat es Dächer weggerissen, Fassaden, manchmal ganze Häuser. Wir wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen.“
„Aber Tahir, du bist mein Schwager.“, flehte Ali, „kannst Du nicht für mich, das Dach meines Eselstalls herrichten?“
Tahir nickte und überlegte einen Moment. „Ja gut. Aber das wird nicht billig. Mir werden einige zahlungskräftige Kunden abspringen, deren Wohnhäuser stark beschädigt sind.“
Als Tahir schließlich eine Zahl auf den Boden kritzelte, wurde Ali blass. Das war deutlich mehr als er angenommen hatte. Dafür musste er lange arbeiten. Er bedankte sich bei Tahir und sagte, er werde ihm seine Entscheidung sehr bald mitteilen.

Nein, mit so einem großen Aufwand hatte Ali nicht gerechnet. Und das alles für ein paar Esel?
Im Laufe der Zeit hatte der Eselabsatz deutlich abgenommen. Es gab zwar nur noch wenige Eselhändler in der Stadt. Aber die meisten seiner Kunden, auch wenn sie ursprünglich wegen eines Esels zu ihm gekommen waren, hatten inzwischen auf Pferde gewechselt.
‚Lohnt sich die Eselzucht überhaupt noch?‘, schoss es Ali durch den Kopf? ‚Macht es überhaupt noch Sinn, weiterhin Esel zu züchten? Oder sollte ich den Stall gleich ganz niederreißen?‘

Dieser Gedanke verfolgte Ali die ganze Nacht. Am nächsten Morgen holte er seine Geschäftsbücher hervor. Er hatte penibel Buch geführt über jeden einzelnen Verkauf. Er prüfte und rechnete, zählte und addierte. Schließlich stand es vor ihm. Von den letzten einhundert Kunden hatten nur fünf einen Esel gekauft. Alle anderen hatten schließlich seinen Laden mit einem Pferd verlassen. Das war deutlich! Wegen fünf Eseln den ganzen Aufwand betreiben? Für diese kleine Menge extra ein neues Dach bauen? Das machte keinen Sinn!

Ali nahm seinen Hut und verließ das Haus. Er machte sich auf dem Weg zu seinem Schwager, um ihm mitzuteilen, dass er doch auf dessen Dienste verzichten möchte. Unterwegs sah er, was der Sturm in der Nachbarschaft angerichtet hatte. Es war schlimm. Gerade die leichteren Wohn- und Lagerhäuser hatte der Sturm komplett weggefegt.
Ali hielt inne an einer Stelle, wo der Stall eines Konkurrenten gestanden hatte. Überall lagen nur noch Bretter. Von dem Stall war nichts mehr zu sehen. Ein paar Esel liefen alleine durch die Gegend. Omar, der Eselzüchter, saß auf einem umgestürzten Wassertrog und weinte. Ja, er weinte! Ein gestandener Mann, völlig am Boden zerstört. Ali ging zu ihm und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter.
„Was ist passiert?“
„Was passiert ist?“, fuhr dieser auf. „Es ist weg! Alles ist weg! Mein Stall, meine Esel, alles.“
„Du kannst es wieder aufbauen.“
„Aufbauen?“ Omar blickte ihn mit erstaunten Augen an. „Sieh dich um! Aufbauen? Was? Womit?“ Und nach einem Zögern fügte er hinzu: „Wozu?“
Ali erkannte, dass er dem Mann kaum helfen konnte und setzte seinen Weg fort.

Seinem Schwager erzählte er von der Begebenheit und dieser erwiderte darauf: „Ja, so geht es vielen in der Stadt. Gerade alte, weniger stabile Häuser hat es erwischt. Scheunen, Lagerschuppen und Ställe. Gerade gestern Abend war ich bei einem Schaf- und Eselzüchter am anderen Ende der Stadt. Auch der hat seine Ställe verloren. Mir scheint es fast, Du wärst jetzt der einzige Eselzüchter, der überhaupt noch einen Stall hat.“ Tahir blickte Ali durchdringend an. „Willst Du den Stall wirklich abreißen?“
„Es lohnt sich nicht.“, erwiderte Ali leise. Aber irgendwie war er sich nicht mehr so sicher, wie am Morgen.
„Ich denke nochmal darüber nach.“, sagte Ali matt, drehte sich um und ging hinaus.

Er lief planlos durch die Stadt. Ohne Ziel, ohne Richtung. Kreuz und quer. Die Stadt bot ganz unterschiedliche Bilder. Neben Bereichen, die Trümmerlandschaften glichen, gab es Stadtteile die beinahe unzerstört geblieben waren. Ohne es bewusst gewollt zu haben, stand Ali plötzlich im Laden eines etablierten Pferdehändlers. Hier war alles in bester Ordnung. Die Diwans luden ein zum entspannten Handel, die Teekannen standen bereit, die Kunden zu verwöhnen. Hier und da saß ein Kunde, trank Tee oder rauchte Pfeife. Hinter dem Ladenraum hörte man die Pferde stampfen. Ali ging nach hinten. Es waren prächtige Tiere, das musste Ali neidlos eingestehen. Seine eigenen waren auch nicht schlecht. Aber hier stimmte alles.
Zurück im Laden gesellte er sich zu einem Kunden, der zufrieden im Diwan lümmelte und sie begannen sich zu unterhalten. Nach einigem Geplänkel über dies und jenes, den Sturm und – natürlich – über Pferde, brachte Ali das Gespräch auf Esel.
„Esel?“, fragte der Kunde mit hochgezogenen Brauen, „Wer braucht denn heute noch Esel?“
„Es gibt schon noch Leute…“
„Ja, aber das ist doch nur was für Heruntergekommene! Esel stinken!“
Damit war das Gespräch beendet.
Esel stinken.

Ali lief weiter durch die Stadt. Nicht mehr ganz so ziellos wie zuvor. Er besuchte mehr Pferdehändler. Die meisten hatte der Sturm verschont, oder ihre Gebäude hatten nur wenig Schaden davon getragen. Ali sah sich um, plauderte hier, redete da. Aber, wo er auch hinkam, überall bestätigte man ihm früher oder später: Esel stinken.

Als Ali wieder zu Hause angekommen war, stand sein Entschluss fest. Der Eselstall musste weg.
In diesem Moment betrat ein Mann den Laden. Er sah sich schüchtern um. Ali trat auf ihn zu und fragte freundlich, was er wünsche.
„Bist Du Ali, der Eselhändler?“
„Ja, der bin ich.“
„Ich brauche einen Esel. Der Sturm hat meinem Esel einen Balken auf den Kopf geschlagen. Armer Esel.“
Der Mann wischte sich mit dem Ärmel unter der Nase entlang und schniefte.
„Ich brauche einen neuen.“
Mit einem Ruck hob er den Kopf, blickte Ali an und fragte: “Hast Du noch welche?“
„Natürlich, habe ich welche.“, antwortete Ali mit einem Lächeln und wies den Mann nach hinten, um ihn zum Stall zu führen.
„Natürlich?“, fragte der Mann erstaunt. „Natürlich?! Ich suche schon in der ganzen Stadt nach einem Eselhändler, der noch Esel verkauft. Nichts! Du bist der erste.“
Als Ali den Mann zum Eselstall führte kamen sie an Alis Pferden vorbei.
„Oh, sind die schön!“, sagte der Mann mit einem anerkennenden Blick.
„Ja, nicht wahr?“, erwiderte Ali, „Das sind meine Lieblinge.“
Der Mann seufzte und wendete sich ab. Mehr zu sich selbst murmelte er: „So etwas werde ich mir nie leisten können.“
„Aber wieso?“, fragte Ali erstaunt. „Ein solches Pferd kostet nur 20 Denare mehr, als ein Esel.“
Der Mann, blieb stehen, drehte sich um und blickte Ali in die Augen. „Wirklich?“
Und nur wenige Minuten später war der Handel perfekt. Der Mann verließ strahlend Alis Laden und ritt stolz auf seinem neuen Pferd davon.
Ali blickte ihm hinterher und lächelte.
Dann drehte er sich um. Ja, er hatte ein Pferd verkauft. Keinen Esel!

Auch die kommende Nacht schlief Ali unruhig. Ständig wälzte er schwere Gedanken, träumte von einstürzenden Ställen und riesigen Eseln.
Nach dem Aufstehen und dem Morgentee stand sein Entschluss fest. Er würde den Stall abreißen, die Eselzucht aufgeben und sich voll und ganz auf die Pferdezucht konzentrieren. Er war zwar nur ein kleiner Pferdehändler, andere hatten riesige Gestüte, aber seine Pferde waren gut. Stark, gesund und ausdauernd. Ganz genau, wie es schon seine Esel gewesen waren.
Moment! Sie waren es noch. Noch hatte er sie.
Ein Zweifel schlich sich still und heimlich in seinen Magen. Und wenn es nun doch nicht gut war, den Stall abzureißen?
Mit einer entschlossenen Handbewegung wischte er den Gedanken beiseite.
„Wir können ja die Leute fragen!“, sagte er laut in den leeren Laden hinein. „Ich besuche einfach alle Nachbarn, denen ich zuletzt ein Pferd oder einen Esel verkauft habe und frage sie.“
Ja, so würde er es machen. Und wenn seine Kunden entscheiden, dass die Eselzucht nicht mehr nötig ist, würde er sie einstellen.
Er nahm seinen Hut und machte sich auf den Weg.

Nicht alle Nachbarn waren zu Hause, viele gingen ihren Geschäften nach oder besserten die Sturmschäden aus. Aber jeden den er antraf, stellte er die Frage, ob er seine Eselzucht einstellen soll: „Pferde sind doch mindestens genauso gut! Sie sind größer und stärker. Und sie sind schöner. Dabei kosten sie gar nicht mal so viel mehr! Was meinst du?“.
„Genau. Kannst ruhig aufhören damit.“, „Ich brauche Deine Esel nicht.“, „Ich habe sowieso schon lange ein Pferd.“, waren die üblichen Antworten.
Manche fragten, warum er aufhören wolle und er erwiderte darauf: „Zu viel Aufwand. Der Stall und die Zucht. Und zu wenig Absatz.“
Nur wenige drückten Bedauern aus oder murmelten etwas von „anderen Händler suchen“. Aber keiner riet Ali, die Eselzucht zu behalten. Zu stark wogen Alis Argumente.

Am Abend kam ein Mann in den Laden und setzte sich unaufgefordert auf den Diwan.
„Was wünschst Du?“, fragte Ali freundlich, auch wenn er über das Verhalten des Fremden erstaunt war. Es war nicht üblich, dass Kunden oder Gäste unaufgefordert Platz nahmen.
„Ich möchte mit Dir plaudern und ein wenig Deiner Gastfreundschaft in Anspruch nehmen.“, antwortete der Fremde.
Da Ali ein offener und freundlicher Mensch war, bot er dem Mann etwas Tee an und setzte sich zu ihm.
Sie plauderten über das Übliche, so wie hier in der Stadt die meisten Gespräche, ob nun geschäftlicher oder freundschaftlicher Natur, begannen. Doch unvermittelt wechselte der Fremde das Thema.
„Ich habe gehört, Du willst Deinen Eselstall abreißen.“
„Ja, das ist richtig. Er ist durch den Sturm beschädigt und es würde einiges an Aufwand erfordern, ihn zu reparieren. Ich würde das hinkriegen, aber die Kraft die dafür notwendig ist, könnte ich viel besser in meine Pferdezucht investieren.“
Der Fremde nippte langsam an seinem Tee und schaute Ali mit großen Augen über den Tassenrand an.
Schließlich sagte er, ohne den Blick von Ali zu lassen: „Ich würde mir das wirklich gut“, hier machte er eine Pause, nur ganz kurz, aber spürbar, „überlegen.“
Es schien totenstill im Raum. Noch nicht einmal das Schnauben und Stampfen der Pferde konnte Ali hören.
Der Fremde stellte seine Teetasse langsam auf den Tisch. Auch das Klicken der Tasse auf dem Untersetzer, schien wie ausgelöscht.
„Aber…“, begann Ali stockend. Überhaupt, was wagte sich dieser Mann?! Ali richtete sich auf und sagte trotzig: „Aber Esel stinken!“

An dieser Stelle unterbrach Murat seine Erzählung. Es war bereits Nacht geworden und der letzte Schimmer Tageslicht war verblasst.
Prinzessin Saida blickte überrascht auf. „Zu Ende?“
Murat nickte langsam. „Gewissermaßen.“
„Oh Mann, was für ein blöder Schluss!“ Nein, dieser Schluss gefiel der Prinzessin überhaupt nicht.
Empört rief sie: „Das ist doch kein Schluss!“ Dabei rollte Saida übertrieben mit den Augen und warf theatralisch die Arme in die Höhe.
„Da kommt endlich ein bisschen Spannung ins Spiel! Ein geheimnisvoller Fremder, ein mysterischer Ratschlag… Komm Murat, die Geschichte kann nicht zu Ende sein!“
„Das ist sie auch nicht.“
„Eben sagtest Du aber…“ Saida runzelte irritiert die Brauen, beendete den Satz aber nicht.
Murat blickte sie aus tiefen Augen an und sagte ruhig: „Nun, zu Ende ist die Geschichte nicht. Sie ist nur noch nicht geschrieben.“
Mit ‘nicht geschrieben’ konnte Murat nur meinen, sie ist noch nicht ‘passiert’. Saida nickte. So weit, so klar. Sie hatte den alten Geschichtenerzähler noch nie erlebt, dass er von einem Pergament oder aus einem Buch vorlas. Er erzählte die Geschichten aus dem Kopf, so als hätte er sie selbst erlebt. Vielleicht hatte er das sogar! Sie blickte den alten Mann abschätzend an. Mit seinen weißen Haaren und dem langen Bart sah er wirklich danach aus, als hätte er schon eine Menge erlebt. Wer weiß, vielleicht waren seine Geschichten tatsächlich wahr?

Aber so einen Schluss konnte sie nicht akzeptieren. Wollte sie nicht akzeptieren. Sie sprang auf und baute sich mit verschränkten Armen vor dem Geschichtenerzähler auf.
„Ich will wissen, wie es weiter geht.“, sagte sie trotzig. „Ich will wissen, wie sich Ali entscheidet. Und ich will wissen, was es mit diesem Fremden auf sich hat.“
Als Murat nicht reagierte, nur ruhig da saß, langsam die Augenlider senkte und sie wiederum milde mit einem kaum wahrnehmbaren Lächeln anschaute, fügte sie weniger fordernd hinzu: „Ich will wissen, wie es ausgeht.“
Aber Murat verharrte in seiner ruhigen Pose, sagte nichts, deutete nur ein leichtes Nicken an.
Schließlich kniete Saida an Murats Seite nieder, griff sanft nach seinem Arm und sagte: „Erzähl wie es weiter geht.“
Murat drehte langsam den Kopf und schaute auf die neben ihm kniende Prinzessin hinab.
„Einiges wird davon abhängen, welche Entscheidung Ali treffen wird.“, sagte er leise, als würde er mit jemandem in seinem Inneren sprechen und nicht mit Saida vor ihm. „Aber viel wesentlicher ist, wie sich seine Entscheidungen auswirken werden.“ Plötzlich schaute er sie wieder voll und klar an. „Wer weiß das schon?“

Saida hatte sich schon erfreut aufgerichtet, ganz in der Hoffnung, Murat würde die Geschichte fortsetzen. Seine letzten Worte irritierten sie allerdings. Unsicher sagte sie: „Du weißt das. Oder?“
Murat schüttelte langsam den Kopf. „Niemand kann wissen, welche Folgen sein Handeln haben wird. Sicher ist man nur hinterher.“
Nach einem Moment Stille fügte er hinzu: „Man kann sich…“ Er stutzte, als suche er nach den richtigen Worten. Das war ungewöhnlich für ihn.
„… die Folgen ausmalen.“, beendete er schließlich den Satz.
Saida schaute Murat groß an. Sie war nicht sicher, ob sie ihn richtig verstand. Würde Murat nun die Geschichte weiter erzählen? Würde sie erfahren, was aus Alis Eselstall geworden ist? Ach Mann, dieser alte Geschichtenerzähler konnte einem ganz schön den Nerv rauben!
„Folgen ausmalen?“, fragte Saida und zog dabei die Brauen hoch. Sie hoffte, auf diese Weise ein möglichst dummes, fragendes Gesicht zu machen, um so Murat herauszufordern. Aber der achtete nicht darauf. Gedankenverloren sagte er nur: „Ja.“, nickte und fuhr fort zu erzählen.






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